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CAPM Revisited

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Aus meinem Studium Anfang der 1980er Jahre erinnere ich mich besonders an das Capital Asset Pricing Model. Es geht um die Frage: Wie hoch sollte die Rendite eines Wertpapiers sein.
Dazu wird eine Beziehung zwischen dem systematischen Risiko des Wertpapiers und seiner erwarteten Rendite ermittelt.

Damals war das CAPM in seinen Ursprüngen weniger als 20 Jahre alt.  Unsere Lehrbücher bewegten sich seinerzeit lediglich auf Modellebene. Fallstudien mit realen Daten gab es in meinem Studium nicht. Eben diese hätte ich mir damals gewünscht. Die eigene Anwendung des CAPM auf Kursdaten war seinerzeit allerdings noch undenkbar: Programmierung fand damals über Lochkarten statt. Die Möglichkeit, Kursdaten am PC zu verarbeiten, war nicht einmal vorstellbar.

Und daher sind diverse Fragen für mich damals offen geblieben,  z.B.: Wie relevant ist das CAPM für die Erklärung der Realität? In welchem Maße kann es die Kursentwicklung eines einzelnen Finanztitels erklären.

40 Jahre später: An der Leibniz Universität Hannover wird im Wintersemester 2021/2022 eine Vorlesung zur Performance Messung von Hedge Fonds angeboten. Der Dozent, Dr. Sebastian Schrön, lässt Gaststudenten zu. Also darf ich teilnehmen. Das ist umso bemerkenswerter, als bereits rund 60 StudentInnen in ihrem regulären Studium die Veranstaltung belegt haben. Diese 60 Studenten sitzen bei der Vorlesung im Computerraum. Parallel zur Vermittlung des fachlichen Stoffes programmieren sie die Performance Messung in R, einer freien Programmiersprache für statistische Berechnungen und Grafiken. Dabei wird für die Modellierung der Kursentwicklung hauptsächlich das CAPM zu Grunde gelegt. 

Unsere Programmierung dreht sich unter anderem um signifikante Einflüsse auf die Hedge Fonds Kursentwicklung. Interessant und ziemlich unerwartet war für mich vor allem die relative Bedeutung von Einflussfaktoren:

  • Die Entwicklung des breiten Aktienmarktes hat erkennbare Bedeutung für die Kurse von Hedge Fonds, kann diese allerdings im Segment von long/short equity hedge funds nur zu 17 % erkären (genauer: 17 % der Varianz der Hedge Fonds Kurse sind durch die Entwicklung von Aktienindices erklärbar).
  • Andere Faktoren haben ebenfalls signifikante Bedeutung bei allerdings deutlich geringerer Impulsstärke. So erkärt das Alter der Fonds ihre Kursentwicklung zu weniger als 1 %. Dabei besteht eine bessere Performance von jüngeren gegenüber älteren Hedge Fonds. 

Wen die Ergebnisse meines Gaststudiums interessieren: Gern mal hier schauen!

Meine Hausarbeit ist übrigens in RMarkdown geschrieben: eine Software, die Textverarbeitung und statistische Auswertung integriert. Die statistische Analyse erfolgt innerhalb des gleichen Dokuments, das die Ergebnisse textlich darstellt und kommentiert. RMarkdown ist aus meiner Sicht eine unglaublich leistungsfähige Plattform – und noch dazu Freeware.

 


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